Stadtstaffel-Läufe „Rund um die Frankfurter Anlagen“

Im Rahmen meiner Tätigkeit für den Arbeitskreis „Sport und Geschichte“ beim Landessportbund Hessen habe ich 2013 erfahren, dass die Wallanlagen Thema des aktuellen Stadtlabors des historischen museums frankfurt sind. Diese Gelegenheit habe ich genutzt, um das Thema „Geschichte der Stadtstaffel-Läufe“ in die Planungsüberlegungen einzubringen, da regionale und lokale Bezüge der Sportgeschichte in unserer Gesellschaft heute nur eine untergeordnete Rolle spielen.

Die von mir konzipierte Tafel 15 der Ausstellung in den Wallanlagen beschäftigt sich daher mit der Frankfurter Stadtstaffel. Außerdem werde ich am Montag, 8. Sept. 2014, im Nachbarschaftszentrum Ostend über die äußerst abwechslungsreiche Geschichte der Stadtstaffel-Läufe in Frankfurt referieren. Die Veranstaltung beginnt um 18.30 Uhr. Darüber hinaus soll bei der Finissage der Ausstellung am 21. Sept. 2014 ab 14 Uhr mit einer Fahrradtour um den Anlagenring auch an den historischen Staffellauf von 1925 erinnert werden.

Anfang des 20. Jahrhunderts war der Konkurrenzkampf zwischen dem traditionellen deutschen „Turnen“ und dem englischen „Sport“ voll entbrannt. Wohl auch aus Gründen der Öffentlichkeitsarbeit propagierten die „Sportler“ deshalb die Veranstaltung von „Groß-Staffelläufen“ in den großen deutschen Städten. An diesen Staffel-Läufen nahmen jeweils Mannschaften mit relativ vielen Läufern teil, die eine größere Distanz überwinden mussten.

1908 wurde die erste Groß-Staffel in Deutschland auf der Strecke Potsdam – Berlin ausgetragen. Diese Staffel entwickelte sich zum Vorbild für entsprechende Staffel-Läufe in anderen deutschen Großstädten. In Frankfurt fand 1911 die erste „Stadtstaffel“ statt, an der sich vor allem die Frankfurter Fußball- und Rugbyvereine beteiligten. Die beiden ersten Staffeln wurden von den Mannschaften des SC 1880 Frankfurt gewonnen. 1913 siegte der Frankfurter Fußballverein als Vorläufer von Eintracht Frankfurt.

Stadtlabor Wallanlagen_Streckenplan 1957_web

Vor allem in den 20er-Jahren des vorigen Jahrhunderts waren die Stadtstaffeln in Frankfurt sehr beliebt und entwickelten sich zu Höhepunkten des Frankfurter Sportgeschehens. Die letzte Stadtstaffel in der NS-Zeit fand 1942 statt. Nach dem 2. Weltkrieg wurde bereits 1947 wieder eine Stadtstaffel ausgetragen. Diese Tradition hielt sich bis 1960. Danach gab es nur noch sporadisch einzelne Staffel-Läufe bis zur letzten Stadtstaffel im Jahr 1980.

An die Stadtstaffel schlossen sich in der Regel „Werbemärsche“ an, die häufig am „Römer“ endeten. Dort wurden dann Reden gehalten und die Sieger geehrt. Zur Teilnahme waren nicht nur die Läufer eines Vereins, sondern auch Vertreter aller anderen Abteilungen dieses Vereins verpflichtet. Die von Musikkapellen begleiteten „Werbemärsche“ fanden natürlich ebenfalls das besondere Interesse der Frankfurter Bevölkerung.

Leider ist die Erinnerung an diese und andere bedeutende frühere Frankfurter Sportveranstaltungen, zu denen auch die berühmten Ruderregatten gehörten, heute weitgehend verloren gegangen. Daher möchte ich zumindest auf die Stadtstaffel-Läufe aufmerksam machen, die zeitweise Zehntausende von Zuschauern auf die Frankfurter Straßen lockten. Austragungsort dieser Stadtstaffeln waren seit 1925 sehr häufig die Straßen rund um die Wallanlagen.

 

Stadtlabor Wallanlagen_ Emmi Haux am Ziel 1926

 

Termin: Montag, 8. September 2014, 18:30 Uhr
Vortrag: Die Frankfurter Stadtstaffel

Mit Peter Schermer, Landessportbund Hessen

Ort: Nachbarschaftszentrum Ostend (Uhlandstr. 50, 60314 Frankfurt)

 

Sonntag, 21. September 2014, 14 Uhr

Finissage der Ausstellung: Fahrradtour um den Anlagenring

Erinnerung an den historischen Staffellauf von 1925

Treffpunkt: Alte Oper, Bockenheimer Anlage

 

→ Die Stadtstaffel zum Nachhören in der Smartphone-App: Peter Schermer über den Auschluss jüdischer Sportler von der Frankfurter Stadtstaffel (Untermainanlage)